HOMMAGE nr1
Porzellan-Installation und Mittelformat-Fotografie, 150 x 240 cm, München 2011
Ausstellung "FRAGIL"
Tinatin Ghughunishvili-Brück, Kunsthistorikerin
Bianca Patricia, Agnieszka Kaszubowska, Brigitte Stenzel und Saskia Neuhaus zeigen ihre künstlerischen Positionen zur Zerbrechlichkeit des Seins
Die Ausstellung „Fragil“ verfolgt einen doppelten Zweck: Als Erstes will sie mit ausgewählten Werken ein dezidiert visuelles Kunsterlebnis jenseits der immanenten Konzeption ermöglichen. Als Zweites möchte sie ein Nachdenken über die Begrifflichkeit im Allgemeinen und in Bezug auf Fragilität - als ein Sinnbild der Vergänglichkeit und der Flüchtigkeit des Daseins - anregen.
Wie wird die Vorstellung von Versehrtheit, die sich sowohl auf physische Konstitution als auch auf psychische Zustände des Menschen bezieht, aufgefasst und transformiert? Auf welche Weise beeinflusst die Zerbrechlichkeit des scheinbar Realen unser Bild der Unstetheit aller Erscheinungen? Und inwieweit wird in der zeitgenössischen Kunst der Anspruch erhoben, der Fragilität des Lebens durch die künstlerische Formulierung entgegenzuwirken?
Im Hinblick auf die Verschiedenheit der Positionen dieser spannenden Künstlerinnen wird die Interpretation der Fragilität sinnhaft für die Relativität und Variabilität der Begrifflichkeit selbst vorgeführt. Die Herangehensweise an das Eigenschaftswort "fragil" gestaltet sich entsprechend: ambivalent, tiefsinnig und offen gefasst.
Eine Konstante des Fragilen zeigt BIANCA PATRICIA als großformatige Fotoarbeiten von - einst für die Serie „Hommage“ entstandenen- hunderten von Porzellanabgüssen der männlichen Geschlechtsteile.
Als Relikte und Hommage an all die verhüllten, angedeuteten, abgetrennten oder nicht vorahnenden Phallen der westlichen Bild- und Kunstgeschichte. Ein Scherbenhaufen des Mythos Mann.
Eine symbolische Darstellung der Vulnerabilität der männlichen Potenz.
Die Spiegelungen der Erscheinungswelt auf den virtuos gemalten Projektionsflächen von AGNIESZKA KASZUBOWSKA fordern durch ihren Realitätsanspruch und irrealer Schönheit die Vergänglichkeit
heraus. Sie verewigen- wenn man so will- die singulären Sinneseindrücke, welche eben aufgrund ihrer äußersten Kurzlebigkeit an Eindringlichkeit gewinnen.
In den Arbeiten von SASKIA NEUHAUS geht es wiederum um die Diskrepanz zwischen der aufgezwungenen Rolle als Künstler und der „wahren“ Identität als Mensch und Individuum. Im Spannungsfeld zwischen Klischee und Wirklichkeit wird die Zerbrechlichkeit dieses gesellschaftlichen Konstrukts hinterfragt.
Mit der Fragilität der psychischen Zustände setzt sich die Künstlerin BRIGITTE STENZEL auseinander. Die Protagonistinnen ihrer Bildwelten verkörpern - stellvertretend für jeden Menschen- unsere Zweifel,
innere Konflikte, Ausbruchs- und Neuformungsversuche in einer prägnanten und überwältigenden Art und Weise. (...)
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